Wirbelsäule

Lumbago
Lumboischialgie
Lumbalgie
Kreuzschmerzen
BWS-Syndrom
Diskusprolaps
Spinalkanalstenose
Spondylarthrose
Spondylolyse

Zentrum der Stabilität und Beweglichkeit

Rückenschmerzen sind in der Bevölkerung weit verbreitet. Etwa ein Viertel der Bevölkerung leidet unter chronischen Schmerzen im Bereich der Wirbelsäule.

In den meisten Fällen handelt es sich um sogenannte unspezifische Rückenschmerzen (90-95%) – hier lässt sich keine spezifische Ursache z.B. mittels apparativer Verfahren wie Röntgen oder MRT feststellen. Auch wenn somit das Auffinden der Ursache, der sogenannten „Primärläsion“, diagnostisch herausfordernd sein kann, kann mit Hilfe einer klinischen Diagnostik auf mögliche Ursachen geschlussfolgert werden.

Mit Hilfe der radialen Stoßwellentherapie ist es uns dann möglich, durch gezielte Behandlung der schmerzauslösenden Strukturen, wie etwa verhärteter Muskulatur, Triggerpunkte oder nicht gleitfähigen Faszien, effektiv und nachhaltig eine Besserung der Beschwerden zu bewirken.

Anatomisch werden Rückenschmerzen oft in die Teilbereiche der Wirbelsäule eingeteilt. Wichtig ist jedoch zu verstehen, dass jeder Bereich der Wirbelsäule auch die angrenzenden Bereiche beeinflusst.
  • Lendenwirbelsäule / Rückenschmerzen, Kreuzschmerzen, Lumbalgie, Lumbago, LWS-Syndrom, Lendenwirbelsäulen-Syndrom
  • Brustwirbelsäule / BWS-Syndrom, Brustwirbelsäulen-Syndrom
  • Halswirbelsäule / HWS-Syndrom, Halswirbelsäulen-Syndrom, Zervikalsyndrom (siehe Menüpunkt: Symptome > Nacken)

Folgende Krankheitsbilder können im Bereich des Rückens differenziert und behandelt werden:

Spondylolisthese / Wirbelgleiten, Spondylolisthesis, Spondylolyse, Spondylolysis

Als Spondylolisthesis, dem sogenannten Wirbelgleiten, wird eine Instabilität der Wirbelsäule bezeichnet, bei der sich ein Wirbel über den darunterliegenden Wirbelkörper meist nach vorne verschiebt. Die Muskulatur reagiert reflektorisch mit einer Verhärtung, damit keine weiteren Gleitbewegungen entstehen, wodurch es zu einer generellen Bewegungseinschränkung der Wirbelsäule kommt.

Es handelt sich hierbei um die einzige strukturelle Instabilität der Wirbelsäule und es ist fast ausschließlich die unterste Lendenwirbelsäule, im Bereich von L4/L5, betroffen. Nichtsdestotrotz weisen 73-75% der von Wirbelgleiten betroffenen keine Beschwerden auf und damit sagt die Diagnose nichts darüber aus, ob es sich um ernsthafte/spezifische Rückenprobleme handelt.

Eine Spondylolisthese tritt häufig auch degenerativ, durch eine Abnützung der Wirbelgelenke sowie Bandscheiben auf. Durch einen Höhenverlust der Bandscheibe sowie einer reduzierten Knorpelschicht mit Elongation der Gelenkkapsel der Wirbelgelenke kommt es zu einer „Gefügelockerung“ des Wirbelsäulensegments, welche in weiterer Folge zu der entsprechenden Gleitbewegung führt. Durch den Gleitvorgang kann es auch zu einer Spinalkanalstenose kommen (s.u.).

Von einer Spondylolisthesis ist die Spondylolyse abzugrenzen, diese bezeichnet die Bildung eines Spalts im Bereich des Wirbelbogens. Durch das Vorhandensein eines solchen Spaltes kann es jedoch wiederum zu einer Spondylolisthesis dem Wirbelgleiten, kommen.

Therapie: Stoßwellentherapie bei Spondylolisthese kann eine verbesserte Beweglichkeit1, eine Schmerzreduktion1 und eine Adaptation der betroffenen Bänder1 bewirken, sowie positiv auf die Gleitfähigkeit der Faszien einwirken. Somit kommt es durch eine reduzierte Schmerzinhibition der Muskulatur zu einer verbesserten Muskelrekrutierung/-ansteuerung. Dadurch kann wiederum eine verbesserte Stabilität erreicht werden.

Studien zeigen ebenso, dass Stoßwellentherapie in Kombination mit Rumpfstabilitätsübungen bei PatientInnen mit Rückenschmerzen deutlich bessere Effekte auf die Haltungskontrolle und Stabilität haben als ein Standard-Rumpfstabilitätstraining allein.2

Durch solch eine gezielte Kombination von Training der Rumpfmuskulatur und Stoßwellentherapie kann positiv und anhaltend auf Beweglichkeit, Schmerz und Funktion Einfluss genommen werden.

Spondylarthrose / Facettengelenksarthrose, Wirbelgelenkarthrose, Facettensyndrom

Spondylarthrose ist eine chronische, degenerative Veränderung der Wirbelsäule. Genauer handelt es sich um eine Arthrose, einen Gelenksverschleiß der Wirbelgelenke/Facettengelenke. Sie tritt am häufigsten im Bereich der Lendenwirbelsäule auf.
Studien belegen, dass in 80-95% mit konservativer Therapie sehr gute Erfolge erzielt werden können.

Beim Entstehungsmechanismus kommt es zu großen Wechselwirkungen mit anderen Strukturen der Wirbelsäule. Beispielweise kommt es bei einer Höhenminderung der Bandscheiben zu einer erhöhten Belastung der bei einer Spondylarthrose betroffenen Wirbelgelenke.

Eine gut geführte und stabilisierte Wirbelsäule sorgt für einen effektiven Knorpelstoffwechsel und den Erhalt der Gelenksgesundheit. Dabei spielt der Musculus multifidus, ein Muskel, welcher einerseits die Wirbelsäule stabilisiert, andererseits auch die Kapsel der Wirbelgelenke (Facettengelenke) spannt, eine wichtige Rolle. Schmerz inhibiert (hemmt) etwa die muskulären Stabilisatoren der Wirbelsäule, was kurzfristig Sinn macht, jedoch auf Dauer zu einer Mehrbelastung und Degeneration der Strukturen führt. Deshalb ist auch die Schmerzreduktion, neben einer verbesserte Haltungskontrolle und Körperstabilität, welche die Stoßwelle bewirken kann, ein wichtiger Effekt der Stoßwellentherapie, welcher auch zu einer effektiveren aktiven Rehabilitation führt.2

Neben der Schmerzreduktion konnten viele weitere positive Effekte bei der Anwendung von Stoßwellentherapie bei Arthrose festgestellt werden (u.a. eine Reduktion der Knorpelabbaumarker und Hochregulation der Knorpelreparaturfaktoren im Gelenk). Darüber hinaus kann auch auf die umliegenden, mit den Wirbelgelenken in Verbindung stehenden Strukturen, welche bei der Entstehung der Spondylarthrose eine wichtige Rolle spielen, positiv Einfluss genommen werden. Dadurch kann einer übermäßigen Degeneration der Wirbelgelenke Einhalt geboten werden.

Nähere Informationen finden Sie unter Symptome > Arthrose.

Spinalkanalstenose / Einengung des Wirbelkanals, Foramenstenose, Einengung des Nervenaustrittsloches

Einengungen des Wirbelkanals (Spinalkanalstenosen) sowie Einengungen des Nervenaustrittsloches (Foramenstenosen) können die dort verlaufenden Nerven irritieren und verschiedene Symptome verursachen.

Ursachen: Stenosen (Verengungen) treten meist auf Grund von degenerativen Veränderungen im Bereich der Wirbelsäule auf.

Beispielsweise kann es durch ein Wirbelgleiten (s. Spondylolisthese) zu einer kompensatorischen Verdickung der passiven Strukturen (Lig. Flavum, Flavumhypertrophie) sowie Knochenanlagerungen im Bereich der Wirbelgelenke (Osteophyten der Facettengelenke) kommen. Diese Anlagerungen und Verdickungen führen dann zu einer Verengung der Zwischenwirbellöcher (Foramina intervertebralia), es kommt zu einer sogenannten Foramenstenose. Außerdem können diese strukturellen Veränderungen ebenso den Wirbelkanal einengen, was entsprechend zu Spinalkanalstenosen führt.

Auch bei Bandscheibenproblemen kann es, je nach Lokalisation und Schwere des Bandscheibenvorfalls, zu einer Verengung im Bereich des Wirbelkanals/einer Spinalkanalstenose oder der Nervenaustrittslöcher/einer Foramenstenose kommen.

Die Symptome können daher stark variieren und sich sowohl zentral als auch einseitig durch Schmerzen oder Ausstrahlungen ins Gesäß und/oder die Beine zeigen. Es kann zu Krämpfen, einer Schwäche, Parästhesien oder Taubheit kommen.

Beschwerden:
Klassische Beschwerden bei einer Spinalkanalstenose (Einengung des Wirbelkanals):

  • Beschwerden bei Aktivitäten/Positionen, die den Wirbelkanal einengen z.B. Gehen, längeres Stehen, bergab gehen oder länger anhaltende Rumpfbeugung wie etwa bei der Gartenarbeit
  • Claudicatio intermittens spinalis – die Schaufensterkrankheit (intermittierende starke Schmerzen in den Beinen, die Gehpausen nötig machen)
  • Reduzierte Beweglichkeit (besonders bei der Rumpfstreckung)
  • Atrophien in Gesäß- und Beinmuskulatur

Erleichterung schafft ein nach vorne Beugen oder Sitzen (Spinalkanal öffnet sich), deshalb geht beispielsweise Fahrrad fahren meist gut.

Klassische Beschwerden bei einer Foramenstenose (Einengung des Nervenaustrittsloches, Nervenwurzelsyndrom, Radikulopathie):

  • klar lokalisierbare Beschwerden, meist eher wirbelsäulenfern mit Schmerzen und Parästhesien im Bereich des Versorgungsgebietes der Nervenwurzel
  • Muskuläre Schwäche, Sensibilitätsstörungen

Erleichterung schafft auch hier ein nach vorne Beugen oder Sitzen (Zwischenwirbelloch öffnet sich).

Therapie: Die konservative Therapie zielt auf eine Schmerzreduktion, Funktionsverbesserung sowie Stabilisierung der Wirbelsäule und einer damit einhergehenden reduzierten Belastung der passiven Strukturen ab, was einer weiteren Verschlechterung Einhalt gebieten soll. Ist die muskuläre Kontrolle und Stabilisierung unzureichend, wird sonst im passiven System Halt gesucht und Bandscheiben, Knochen und Gelenke einem erhöhten Verschleiß ausgesetzt. Hierbei kann die Stoßwellentherapie eine wertvolle Ergänzung zur aktiven Therapie, welche versucht, muskuläre Dysbalancen auszugleichen und nach der akuten Phase auch die Nerven durch spezielle Übungen zu mobilisieren, darstellen und bei der Stabilisierung und Haltungskontrolle unterstützend helfen.2, 3

In der akuten Phase ist es wichtig, häufig die Nerven häufig zu entlasten, indem eine schmerzfreie Position wie die Stufenlagerung eingenommen wird. In dieser Position sollten möglichst schmerzfreie leichte Bewegungen durchgeführt werden. Zusätzlich kann die Stoßwellentherapie hier auf eine etwaige Entzündung bei einer akuten Reizung positiv Einfluss nehmen.

Je nach Ursache der Einengung/Degeneration können weitere Behandlungsaspekte in die Therapie einfließen, etwa bei dem Vorhandensein eines Bandscheibenvorfalls (s.u.).

Osteochondrosis intervertebralis / Osteochondrose, Modic I-III, Spondylosis deformans, Wirbelsäulenverschleiß

Die Osteochondrosis intervertebralis ist eine verschleißbedingte Erkrankung der Wirbelsäule, wobei die degenerativen Veränderungen die Bandscheiben sowie die angrenzenden Endplatten der Wirbelkörper betreffen und es zu Beschwerden wie Rückenschmerzen kommen kann.

Der Schweregrad wird radiologisch nach der sogenannten Modic-Klassifikation eingeteilt:

  • Modic I: Entzündungen und Knochenmarksödeme (Flüssigkeitsansammlungen im Knochen)
  • Modic II: Abbauprozesse und Fetteinlagerungen im Knochen
  • Modic III: subchondrale Sklerosierungen (knöcherne Verhärtung der Wirbelkörper) sowie Spondylophyten (knöcherne Anbauten) an den Deck- und Bodenplatten der Wirbel

Bei einem fortgeschrittenen Krankheitsverlauf, entsprechend einer Modic-Klassifikation vom Typ III, zeigen sich röntgenologisch die oben genannten knöchernen Anbauten, welche dann als Spondylosis deformans, zu Deutsch Spondylose oder Wirbelsäulenverschleiß, bezeichnet werden.

Aktuelle Studien von Walewicz et al. aus dem Jahr 2019 und 2020 zeigen die positiven Effekte der Stoßwellentherapie im Bereich der Wirbelsäule bei Vorhandensein einer Osteochondrosis intervertebralis auch im Follow-Up 3 Monate nach der Therapie.
Diese zeigt, dass durch eine Stoßwellentherapie weniger Einschränkungen durch Kreuzschmerzen im Alltag, eine verbesserte Wirbelsäulenbeweglichkeit, eine verbesserte Haltungskontrolle und Körperstabilität und eine Schmerzreduktion bewirkt werden können.2,3

Diskusprolaps oder Protrusion / Bandscheibenbeschwerden, Discopathie, Bandscheibenvorwölbung, Bulging, Protrusion, Bandscheibenvorfall, Diskusprolaps, Sequester

Ein Bandscheibenvorfall betrifft häufig die unterste Lendenwirbelsäule, genauer die Segmente L4/L5 oder L5/S1, und kann zu Rückenschmerzen sowie Ausstrahlungen in die Beine führen. Jedoch zeigen Untersuchungen von Personen ohne Rückenschmerzen auch in 19-27% der Fälle einen Bandscheibenvorfall.4

Aufbau und Funktion: Eine Bandscheibe besteht aus einem Kern (Nukleus pulposus), welcher Kompressionskräfte absorbiert, sowie einem fasrigen Außenring, dem Anulus fibrosus, welcher Zugkräfte absorbiert. Sie sind ein wesentlicher Bestandteil der Wirbelsäule und geben Halt, leiten Bewegungen weiter und dienen der Stoßdämpfung unseres Körpers. Bei einem Bandscheibenvorfall ist der Außenring der Bandscheibe betroffen und man könnte dieses Trauma auch als ligamentäres Trauma (Verletzung eines Bandes) bezeichnen, da der fasrige Außenring morphologisch sowie bezüglich seiner Funktion mit Bändern, wie etwa denen des Sprunggelenks, vergleichbar ist.

Einteilung: Bandscheibenprobleme können in

  • interne Bandscheibenvorwölbungen (Protrusion und Bulging), welche durch den Faserring begrenzt sind und
  • externe Bandscheibenvorfälle (Prolaps und Sequester) mit einem Austritt des weichen Kerns aus dem fasrigen Außenring mit und ohne Ablösung von der Bandscheibe

differenziert werden.4

Exkurs interne vs. externe Bandscheibenprobleme: Nur bei internen Bandscheibenvorwölbungen kann es zu einer „mechanischen Klemmung“ des Nervs kommen. Bei externen Bandscheibenvorfällen kommt es dem gegenüber zu keiner „Klemmung“ des Nervs, da die ausgetretenen Bestandteile mechanisch besser „ausweichen“ können bzw. entstehen die nervalen Beschwerden nur durch Phosphorlipase, welche durch die Entzündung freigesetzt wird und zu einer Demyelinisierung (Schädigung/Verlust der Nervenhüllen) der im Bereich der Enzündung ansässigen Nerven führt. Das ist auch der Grund, weshalb es hierbei zu keinen plötzlichen Schmerzen kommt, sondern diese erst innerhalb der ersten 2-5 Tage entstehen, genau die Dauer welche der Entzündungsphase laut den Wundheilungsphasen zugeschrieben wird. Ziel der Entzündung ist die Reinigung des Wundgebietes und somit ist von entzündungshemmenden Medikamenten abzuraten, da durch unzureichende Wundheilung (genauer eine reduzierte sekundäre Wundverkleinerung) größere Narben entstehen, welche dann jedoch eine feste Struktur darstellen, die den Nerv tatsächlich abklemmen kann und somit zu einer Chronifizierung der Beschwerden beitragen kann.5 Aus diesen Gründen ist hierbei von Cortison und anderen Entzündungshemmern abzuraten, auch wenn es die Beschwerden lindert, da es zu einer Hemmung der Phosphorlipasefreisetzung und damit zu einer Hemmung der Entzündungsreaktion führt. Alternative Medikationen, welche in die für die Heilung so essenzielle Entzündungsphase nicht störend eingreifen, kann Ihnen Ihr Arzt verschreiben.

Diagnostik/Symptome: Da jede Bandscheibe von mehreren Segmenten innerviert ist, ist hier keine Strukturdiagnose durch einen Test möglich. Wichtig sind in der Beurteilung die klinischen Muster wie etwa eine Schonhaltung mit Shift und Schmerzen bei Aktivitäten die mehr Druck auf die Bandscheibe verursachen wie Sockenanziehen, Niesen, Husten, schneller Positionswechsel sowie eine Besserung bei Aktivitäten, die den Druck auf die Bandscheiben reduzieren wie Liegen, Gehen oder leichte Bewegung, was womöglich mit einem daraus resultierenden Ödemabtransport zu erklären ist.

Die Symptome variieren je nachdem welche Strukturen betroffen sind. Bei der Mitbeeinträchtigung nervaler Strukturen wie der Nervenwurzel, kann es neben lokalen Schmerzen zu einseitigen Beinschmerzen, Taubheit und Parästhesien bis in den Fuß und die Zehen kommen.

Prädisponierende Faktoren: Unbeeinflussbare Faktoren wären hier das Alter (erste Wirbelsäulendegenerationen sind bereits im 8. Lebensjahr zu erkennen) mit einem vermehrten Auftreten zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr sowie die Genetik (teilweise über Epigenetik beeinflussbar). Wichtig sind jedoch die gut beeinflussbaren Lebensstilfaktoren wie Deloading (zu wenig Training der Strukturen/Muskulatur), Rauchen, Alkohol oder Stress, welche allesamt zu einer reduzierten Durchblutung und Degeneration und damit zu wesentlichen, jedoch beeinflussbaren Risikofaktoren für Beschwerden im Bereich der Bandscheibe zählen. Um ein Rezidiv vorzubeugen wäre es sinnvoll bei diesen beeinflussbaren Faktoren, sofern vorhanden, Optimierungen vorzunehmen.

Therapie: Die meist konservativ erfolgende Therapie kann durch eine Stoßwellentherapie im Rahmen der Rehabilitation ergänzt werden, um auf die Schmerzen sowie Heilung zusätzlich positiven Einfluss zu nehmen.6

Haltungskontrolle und Körperstabilität: Die Kombination von Stoßwellentherapie und Training des Rückens zeigt in Studien deutlich bessere Effekte auf die Haltungskontrolle und Körperstabilität, welche für die Bandscheiben eine wichtige Rolle spielen, als die aktive Rehabilitation als alleinige Therapie.3 Diese ist von wesentlicher Bedeutung, da bei unzureichender neuromuskulärer Kontrolle die Stabilität im passiven System, welches u.a. aus den Bandscheiben und Bändern besteht, gesucht wird und dieses dann vermehrter Belastung ausgesetzt ist.

Brustwirbelsäulen-Syndrom / BWS-Syndrom

Das BWS-Syndrom ist eine allgemeine Bezeichnung für Schmerzen und Beschwerden im Bereich der Brustwirbelsäule. Häufig bestehen zeitgleich ebenso Beschwerden im Bereich der Halswirbelsäule, da diese anatomisch und funktionell stark in Verbindung steht (s. Symptome > Nacken).

Bei Schmerzen, Spannungen und einem „Engegefühl“ im Bereich der Brustwirbelsäule/des Brustkorbes handelt es sich meistens um Faszien- und Muskelspannungen/-verhärtungen, welche häufig aus Fehlhaltungen, wie beispielsweise dem Rundrücken, längerem Sitzen (z.B. lange PC-Arbeit, viel Smartphone-Nutzung etc.), einseitigen bzw. repetitiven Bewegungsmustern, durch ungeeignetes Heben von schweren Lasten sowie Stress und psychischer Anspannung resultieren. Ausgehend von den Spannungen können auch Atemprobleme oder aufsteigend Spannungskopfschmerzen resultieren.

Die Stoßwellentherapie kann hier Abhilfe schaffen, indem durch gezielte Behandlung der verantwortlichen Strukturen ein verbessertes Gleiten des Bindegewebes/der Faszien sowie eine Entspannung der Muskulatur erreicht werden kann. Die daraus resultierende verbesserte Brustkorbelastizität und Reduktion von Steifigkeiten kann eine verbesserte Beweglichkeit sowie Reduktion von Atemproblemen schaffen. Mit speziellen Faszienaufsätzen/-applikatoren kann sowohl großflächig als auch sehr gezielt und punktuell der gesamte Brustkorb inklusive der Brustwirbelsäule behandelt und so effektiv Abhilfe bei Beschwerden durch ein BWS-Syndrom geschafft werden.

CAVE / WARNUNG: Auch wenn die Beschwerden unserer Erfahrung nach zumeist aus den beschriebenen Mechanismen resultieren ist in jedem Fall eine ärztliche differentialdiagnostische Abklärung, zum Ausschluss möglicher anderer Ursachen, dringend anzuraten!
Beispielweise können organische Leiden im Herz- oder Lungenbereich ähnliche Symptome verursachen.

Myofasziales Schmerzsyndrom / Myofascial pain syndrome (MPS), Myofasziale Triggerpunkte, Myogelose

Häufig wird die Diagnose myofasziales Schmerzsyndrom in Zusammenhang mit Beschwerden im Bereich der Wirbelsäule gestellt. Myofaszial steht hierbei für den Muskel und die Faszie betreffend.

Dabei kommt es zu einer lokalen Überempfindlichkeit und Schmerzen im Muskel- und Fasziengewebe, welche häufig in andere Körperregionen ausstrahlt. Diese Stellen werden auch als Triggerpunkte bzw. Myogelosen bezeichnet und sind tastbare, verhärtete Punkte/Areale innerhalb eines Muskelfaserbündel.

Entstehung: Diese Irritation/Reaktion wird häufig durch Überlastungen durch lange statische Büroarbeit oder Fehlhaltungen verursacht. Speziell repetitive gleichförmige Bewegungsmuster mit daraus resultierenden regelmäßigen Überlastungen gewisser Muskel- und Gewebsbereiche, dem sogenannten Repetitive-Strain-Injury-Syndrom, kann sich in Form vom myofaszialen Schmerzsyndrom zeigen.

Neben diesen Überlastungsfaktoren können auch strukturelle Faktoren (Spondylolisthese, Osteochondrosis intervertebralis etc.), Traumen und systemische Faktoren (Schilddrüsenunterfunktion, Vitamin-D-Mangel oder Eisenmangel) bei der Entstehung eine Rolle spielen.7

Therapie: Mit der radialen Triggerpunkt-Stoßwellentherapie ist es uns möglich, ganz gezielt an den schmerzauslösenden Triggerpunkten zu arbeiten und diese nachhaltig zu beseitigen. Durch den Einsatz der Stoßwelle können auch tiefsitzende Triggerpunkte effizient aufgelöst werden.
Viele Patienten empfinden nach der Behandlung eine deutliche Lockerung und fühlen sich freier.

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Mögliche Ursachen

 

  • lange statische Tätigkeit wie Büroarbeit
  • asymmetrische Arbeitspositionen (dezentrierte Bildschirmposition, Kundenkontakt mit einseitigem Blickkontakt etc.)
  • unzureichende vielseitige Be- und Entlastung der Wirbelsäule und deren umliegenden Strukturen (Deloading)
  • Schwächen in der Stabilisierung des Rumpfes
  • Spannungen im Organbereich (Organe sind unter anderem auch an der Wirbelsäule befestigt und können somit Spannungen auf diese übertragen und so einen wesentlichen Einfluss bei der Entstehung von Beschwerden ausüben)
  • unphysiologisches Heben von Lasten
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      Typische Symptome

        • brennende, ziehende oder stechende Rückenschmerzen
        • Verspannungen / verhärtete Muskulatur
        • Steifigkeit
        • Bewegungseinschränkungen (Bücken, Drehen, …)
        • Ausstrahlungen in Arme, Beine oder den Kopf
        • Atembeschwerden oder ein Stechen in der Brust beim BWS-Syndrom (Wichtig: vor der Therapie hat eine ärztliche Abklärung der Beschwerden zu erfolgen)
        Gut zu wissen

        Eine gut geführte und stabilisierte Wirbelsäule ist die Basis einer beweglichen und schmerzfreien Wirbelsäule. Dabei spielt der Musculus multifidus eine wichtige Rolle, da er die Wirbelsäule stabilisiert und die Gelenkskapsel spannt. Schmerz inhibiert (hemmt) jedoch diesen wichtigen muskulären Stabilisator, was kurzfristig für Entlastung der Wirbelgelenke sorgt, jedoch auf Dauer zu Schäden aufgrund der reduzierten Stabilisation führt (Hides 1996, Gokeler 2001, Danneels 2001).

        Durch den schmerzlindernden Effekt der Stoßwellentherapie kann eine Durchbrechung der Schmerzinhibition der Muskulatur erreicht werden, was zu einer verbesserten Haltungskontrolle und Körperstabilität führt.2

        Stoßwellentherapie im Bereich der Wirbelsäule

        Stoßwellentherapie im Bereich der Wirbelsäule

        „Anhaltende Schmerzreduktion sowie Verbesserung der Funktion und Haltungskontrolle durch Stoßwellentherapie“

        Mit Hilfe der radialen Stoßwellentherapie und spezifischer Stoßwellen-Applikatoren ist es uns in unserer Ordination möglich, gezielt die schmerzauslösenden Strukturen im Bereich der Wirbelsäule (Wirbelgelenke, Rückenfaszien, Triggerpunkte, Muskulatur) effektiv zu behandeln und für eine anhaltende Schmerzlinderung zu sorgen.

        Die entzündungshemmende und schmerzlindernde Wirkung der Stoßwelle entsteht durch Stimulierung der in der Haut vorhandenen Nozizeptoren (Schmerzrezeptoren). Zusätzlich kommt es durch die Freisetzung von Neuropeptiden, wie beispielsweise der Substanz P, zu einer erhöhten Durchblutung im Gewebe, wodurch die Selbstheilungsvorgänge im Gewebe angeregt werden.

        Aktuelle Studien2, 3 wie auch jene von Walewicz et al.2 aus dem Jahr 2020, zeigen die positiven Effekte der Stoßwelle im Bereich der Wirbelsäule auch im Follow-Up 3 Monate nach der Therapie.

          Literatur
          1. Lin TY, Chen JT, Chen YY, Chen TW, Lee CL, Chen CH, Huang MH. The efficacy of ultrasound-guided extracorporeal shockwave therapy in patients with cervical spondylosis and nuchal ligament calcification. Kaohsiung J Med Sci. 2015 Jul;31(7):337-43. doi: 10.1016/j.kjms.2015.05.003. Epub 2015 Jun 20. PMID: 26162813.
          2. Walewicz K, Taradaj J, Dobrzyński M, Sopel M, Kowal M, Ptaszkowski K, Dymarek R. Effect of Radial Extracorporeal Shock Wave Therapy on Pain Intensity, Functional Efficiency, and Postural Control Parameters in Patients with Chronic Low Back Pain: A Randomized Clinical Trial. J Clin Med. 2020 Feb 19;9(2):568. doi: 10.3390/jcm9020568. PMID: 32092987; PMCID: PMC7074373.
          3. Walewicz K, Taradaj J, Rajfur K, Ptaszkowski K, Kuszewski MT, Sopel M, Dymarek R. The Effectiveness Of Radial Extracorporeal Shock Wave Therapy In Patients With Chronic Low Back Pain: A Prospective, Randomized, Single-Blinded Pilot Study. Clin Interv Aging. 2019 Oct 30;14:1859-1869. doi: 10.2147/CIA.S224001. PMID: 31806944; PMCID: PMC6857735.
          4. Jordan J, Konstantinou K, O’Dowd J. Herniated lumbar disc. BMJ Clin Evid. 2009 Mar 26;2009:1118. PMID: 19445754; PMCID: PMC2907819.
          5. Parisien M, Lima LV, Dagostino C, El-Hachem N, Drury GL, Grant AV, Huising J, Verma V, Meloto CB, Silva JR, Dutra GGS, Markova T, Dang H, Tessier PA, Slade GD, Nackley AG, Ghasemlou N, Mogil JS, Allegri M, Diatchenko L. Acute inflammatory response via neutrophil activation protects against the development of chronic pain. Sci Transl Med. 2022 May 11;14(644):eabj9954. doi: 10.1126/scitranslmed.abj9954. Epub 2022 May 11. PMID: 35544595; PMCID: PMC10317000.
          6. Rajfur K, Rajfur J, Matusz T, Walewicz K, Dymarek R, Ptaszkowski K, Taradaj J. Efficacy of Focused Extracorporeal Shock Wave Therapy in Chronic Low Back Pain: A Prospective Randomized 3-Month Follow-Up Study. Med Sci Monit. 2022 Jun 11;28:e936614. doi: 10.12659/MSM.936614. PMID: 35689370; PMCID: PMC9199449.
          7. Tantanatip A, Chang KV. Myofascial Pain Syndrome. [Updated 2022 Jul 4]. In: StatPearls [Internet]. Treasure Island (FL): StatPearls Publishing; 2023 Jan-. Available from: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK499882/